Kettlebell Training - eine fast vergessene Hantel wird modern
In den vergangenen Jahren entstanden immer wieder neue Fitnesstrends - darunter auch unzählige Sportgeräte. Dass man aber nicht immer wieder neue Geräte erfinden muss, sondern auch bekannten Sportgeräten neuen Glanz verleihen kann, beweist die Kettlebell. Seit einigen Jahren ist sie in vielen Fitnessstudios zu finden und ist besonders in Kursen oder für das Training funktioneller Fitness beliebt. Woher die Kugelhanteln kommen und was sie so besonders macht, wollen wir hier zeigen.
Kettlebell - Herkunft und Geschichte
Wann Kugelhanteln das erste mal auftauchten, kann unmöglich gesagt werden - denn es gibt Überlieferungen, die bis 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung zurückgehen. Ob es die Kettlebells schon damals in ihrer jetzigen, typischen Form gab, ist zu bezweifeln. Klar ist aber, dass die Geschichte der runden Hanteln weit zurückgeht. Entstanden ist das Training mit den Kettlebells vermutlich aus Wettkämpfen, die nach Marktschluss an öffentlichen Plätzen stattfanden. Dort wurden mit den genormten Gewichten, die für den Verkauf genutzt wurden, Kräftemessen veranstaltet. Später erkannten findige Kraftprotze das Potential und zeigten ihre akrobatischen Kunststücke mit den schweren Kugelhanteln gegen Geld.
Die moderne Geschichte der Kettlebells ist eng mit dem Militär verknüpft - besonders in Russland werden die runden Gewichte seit mindestens 200 Jahren für die Ausbildung der Truppen eingesetzt.
In Deutschland dagegen hat die Kugelhantel eine rein sportliche Geschichte - zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die "Rundgewichte" in Sportvereinen zum Einsatz. Auch hier standen akrobatische Übungen auf dem Programm, die mit einer Kettlebell absolviert wurden.
Was macht das Kettlebell Training so beliebt?
Die Geschichte der Kugelhanteln geht also weit zurück - aber wieso ist das Krafttraining mit den runden Gewichten auch heute noch so beliebt? Das liegt vor allem an der Effektivität und Einfachheit des Trainings. Durch die komplexen Bewegungen werden immer mehrere Muskeln im Verbund trainiert. Dabei entsteht vor allem auch funktionale Kraft - denn die Übungen ähneln Bewegungen, die auch im Alltag vorkommen. So ist es möglich, den Körper zu stärken und besonders die Muskelgruppen, die häufig vernachlässigt werden, gezielt zu trainieren.
Ein weiterer großer Vorteil: Statt für das Krafttraining ein ganzes Studio zu brauchen, kann durch das Training mit nur einer Kettlebell ein komplettes Ganzkörperworkout ersetzt werden - gerade deshalb sind die Kugelhanteln auch für das Training zuhause beliebt. Trainiert werden vor allem Kraft, Stabilität und - bei entsprechender Trainingsgestaltung - auch die Ausdauer. Besonders die Kraftausdauer spielt dabei eine große Rolle. Deshalb profitiert vom Training mit der Kugelhantel auch das Herz-Kreislauf-System.
Auch die Instabilität sorgt für Effektivität
Beim Training an der Kettlebell gibt es im Vergleich zum Maschinentraining einen riesigen Vorteil: Es ist ein Training mit freien Gewichten. Das bedeutet, dass keine Führungsschienen und damit keine vorgegebenen Bewegungsmuster vorhanden sind. Um die Übungen sauber auszuführen, muss deshalb auch tiefliegende Stützmuskulatur eingesetzt und besonders der Rumpf ständig stabilisiert werden. Das verbessert die Haltung und kann typischen Schmerzen, die durch das ständige Sitzen in unserem Alltag entstehen, vorbeugen. Besonders der untere Rücken, der Nacken und die Schultern - alles Teile des Körpers, die in unserer Gesellschaft oft vernachlässigt werden - werden gekräftigt. Als Ausgleich zu einer sitzenden Tätigkeit ist das Kettlebell Training deshalb eine gute Möglichkeit, den Körper zu kräftigen
Vorsicht als Anfänger...
Eine Kettlebell wird selten einfach nur genutzt wie eine normale Kurzhantel. Stattdessen kommen dynamische Übungen zum Einsatz, bei denen auch die Fliehkraft eine entscheidende Rolle spielt. Entsprechend wichtig ist die richtige Technik und Atmung - beides lernt man in der Ausbildung zum Kettlebell-Trainer. Einem Anfänger ist deshalb auf jeden Fall zu empfehlen, das Training unter Aufsicht eines kompetenten Fitnesstrainers durchzuführen. So kann die Technik überprüft und bei Bedarf schnell angepasst werden, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Auch das Gewicht sollte zu Beginn gering gewählt werden, um zunächst die Technik der Übungen zu erlernen.
Fazit - Ein Gerät für den ganzen Körper
Mit der Kettlebell ist ein Gerät zurückgekommen, das den ganzen Körper trainiert und damit für umfassende Fitness sorgt. Zwar ist der gezielte Aufbau von Muskelmasse mit Kettlebells nur schwer möglich, dafür werden Stabilität, funktionale Kraft und auch die Fettverbrennung verbessert. Besonders die nötige Stabilität bei vielen Übungen sorgt dafür, dass der Rumpf stark angesprochen und typische Schwachstellen des Körpers gekräftigt werden. Übungen wie der Kettlebell Swing, bei dem die Kugelhantel zwischen den Beinen nach hinten und dann nach oben vor den Körper geschwungen wird, trainieren den ganzen Körper und fordern auch die Kraftausdauer.
Damit gehört das Training mit den Kettlebells zu einem der effektivsten funktionalen Fitnesstrends der letzten Jahre - beim Training mit der gar nicht so neuen Kugelhantel sollte allerdings besonders für Anfänger ein erfahrener Fitnesscoach zur Seite stehen.